Weniger ist mehr

Ray Hunt war es der einmal sagte „In erster Linie muss der Mensch lernen, weniger zu tun. Um mehr zu erreichen.“. Prinzipiell hört sich das doch gut an. Weniger tun heisst weniger Energie verschwenden und den Dingen seinen Lauf lassen. So simpel wie diese Aufforderung klingt, so tief ist der Wurm aber schon im Apfel. Immer wieder erwische ich mich jeden Schritt kontrollieren zu wollen, genau das ist nicht notwendig und sorgt eher dafür das mein Pferd weniger mitdenkt. Im Ergebnis muss ich viel mehr tun als notwendig ist.

Was hindert uns eigentlich daran weniger zu tun und dem Pferd lieber gleich genau zu erklären was wir möchten und es dann auch machen zu lassen?

Das kann Angst sein, z.B. auf einem Ritt wo das Pferd mal etwas schneller wird. Viel zu schnell wird dann in die Zügel gegriffen und der Kontrollfreak kommt hervor. Besser wäre es doch einfach die eigene Energie runterzufahren weniger zu tun und so dem Pferd das ‚richtige‘ Gefühl zu vermitteln. Ein Ziehen im Zügel mit gleichzeitigem Anspannen des Körpers wird wohl eher nicht den richtigen Wunsch nach Harmonie vermitteln können.

Es kann auch Kontrollsucht sein um eine Übung Perfekt ‚hinzubekommen‘. Da wird schnell jeder Schritt kontrolliert um ein schnelles Ergebnis hervorzurufen. Pferde sind keine Computer aber ebend auch nicht blöd. Kleine Schritte zeigen und einfach mal machen lassen, dazu gehört auch ein Fehler. Ich versuche mir den Fehler erst anzuschauen bevor ich ihn kritisiere und frage mich gleichzeitig hey hast du es deinem Pferd eigentlich richtig erklärt?

Oft ist es auch vorwegnehmen von Handlungen. Ein gutes Beispiel ist es beim Send, wie oft benutzt man den Stick und erfährt nie das wenn man 2 Sekunden länger gewartet hätte das Pferd schon auf dem Weg wäre. Damit berauben wir uns selbst und das Pferd empfindet es zudem als ungerecht.

wpid-4124840837262131431.jpgNun gut der Mensch ist Gewohnheitstier und Job etc… erfordert oft Micromanagement, schnell und präzise auf alles reagieren und auch kontrollieren. Unser direktes Denken führt uns in die Falle viel zu viel zu machen. Es lohnt sich aber Strategien zu haben umzudenken, neu zu lernen und ein guter Beobachter zu werden.

Einige Übungen dazu die ich gesammelt habe möchte ich hier kurz teilen:

  • Das circling game im Sitzen ausführen (verhindert ein hinterherlaufen und scheuchen)
  • Auf den saavy string stellen damit man den Stick nicht komplett hochnehmen kann
  • Stangen legen (nicht fürs Pferd sondern als Begrenzung für sich selbst)
  • Auf Ausritten immer wieder kontrollieren wie gut reagiert mein Pferd ohne Zügel (Zügel auf den Pferdehals ablegen)
  • Augen zu und kurze Ansagen machen (Blindes Vertrauen)
  • Stick weglassen und Körperspannung bewusster einsetzen
  • Eine Übung IMMER entspannt beginnen UND beenden

In dem Sinne auf ein kreatives ‚faules‘ vorankommen 🙂

eine Millionen Übergänge

Speziell beim LBE (left brain extrovert) steht man häufig vor einem Problem. Viele mit einem solchen Pferdepartner kennen es nur zu gut.

WIR KÖNNEN ALLES ABER NICHTS

photoMein Pferd Murpy ist ein Paradebeispiel für einen LBE. Er ist verspielt, extrem dominant, lebendig, fordernd, hat ein hohes Charisma und ist zu dem auch noch schnell gelangweilt.

Sie sind die heimlichen Rockstars der Pferdegesellschaft. Sie wollen auf die Bühne aber die Arbeit dafür ist zu langweilig und nicht der Mühe wert. Sie können eh schon alles und sehen auch keinen Grund darin es besser zu machen. Warum auch wenn man sicher ist das es gut ist wie es ist.

Was kann ein solches Pferd überhaupt begeistern? Monotones Training ist es jedenfalls nicht. Gerade zu beginn ist es extrem schwierig mit einem solchen Pferd zu arbeiten. Sie begreifen sehr schnell und tun alles sofort in die Schublade „kann ich jetzt, whats next?“. Da kommt manch ein Zweibeiner nicht hinter her. Ganz nebenher kann man aber auch einen LBE überfordern. Pferde mit viel spirit können zudem auch mal unsicher werden und reagieren dann sogar RBE (right brain extrovert).

Die Medizin, die ich für Murphy gefunden habe ist aus dem PNH System (Parelli natural Horsemanship). Es sind die one million transitions. Nie etwas lange machen, eine Sache anspielen, im Kopf bewerten wie gut es war und weitergehen, next thing. Kombinieren der 7 Spiele, immer wieder anders, immer wieder etwas neues dazu nehmen. Genau drauf achten was lief gut was lief schlecht. Es ist meist kein Problem, die schlecht gelaufenen Sachen später zu wiederholen aber zunächst einen Übergang schaffen, ein Brücke zu etwas anderem. Aus dem circling game wandernde Zirkel machen, Tonnen zum Springen in die Zirkel legen (squeeze game). Immer wieder das ganze Training umdrehen, von beiden Seiten spielen. Beim Reiten einfach mal absteigen und Bodentraining machen, umgekehrt vom Bodentraining einfach mal aufsteigen und reiten.

Es ist anstrengend, oft hat man das Gefühl man kommt nicht weiter, das ist aber nicht so. Es ist einfach nur so das die einzelnen Puzzlesteine verstreut sind und alle gleichzeitig betrachtet werden. Im Laufe der Zeit setzen sie sich aber zusammen. Gibt man diesen Pferden, was sie benötigen sind es Charakterstarke treue Partner mit einer Prise Wahnsinn und einem Fass voll Spaß. Um nichts auf der Welt würde ich dieses anstrengende Pferd tauschen wollen es erinnert mich immer daran meinen allerwertesten hoch zu bekommen, provokativ zu werden und die Welt nicht immer so ernst zu nehmen.

wohin du willst

photoBilder von tollen Dingen die scheinbar unerreichbar sind schwirren uns häufig im Kopf. Um all die tollen Dinge zu erreichen wird dann viel trainiert und manch einer wundert sich warum sich nicht viel ändert. Es wird an der Beziehung zum Pferd gearbeitet, was immer eine gute Idee ist, tolle Zirkel werden geritten und plötzlich kommt die Frage im Stall auf, hey kommst du mit wir wollen ausreiten und im gestreckten Galopp über Stoppelfelder ein Rennen machen. Da sind sie plötzlich die schwarzen Flecken oder auch einfach Bedenken genannt.

 

 

– ich bin nicht so weit

– ich fühl mich nicht

– zu warm

– zu kalt

– es könnte Regen geben

2 Stunden später kommen alle wieder und berichten von dem tollen Nachmittag und ihren Erlebnissen. Nächstes mal bestimmt ich werde jetzt mal ordentlich auf dem Platz das Galoppieren lernen ja sogar bei Wärme und durch den Regen. Nur hilft das meist nur bedingt. Natürlich sollte man in einer sicheren Umgebung wie dem Reitplatz oder dem Roundpen Basis aufbauen. Der nächste Schritt ist aber immer das Verlassen des eigenen Komfortkreises.

circles

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So lange ich in meinem Komfortkreis bleibe mache ich keine grossen Schritte, oft sogar genau das Gegenteil.
Immer gleiches ohne Abwechlung angereichertes Training führt zu Frust, Langeweile und Stagnation.

Man muss nicht sofort Vollgas geben um zu Wachsen und Fortschritte zu machen aber die Richtung sollte klar sein – V O R W Ä R T S. Jeder in seinem Tempo. Geh wohin du willst und fang an Spass zu haben.

trail and ride – Nordheide – Seevetal – Winsen

IMG_0786Ein kurzer Hinweis, die-Offenstaller haben wieder eine lokale Gruppe (Nordheide, Winsen, Seevetal)  ins Leben gerufen. Diesmal geht es in Facebook ums Ausreiten. Bei trail and ride könnt ihr euch verabreden zum Reiten oder Wanderritte planen. Wer grössere Events rund ums Ausreiten kennt kann dort für alle die Termine und Infos bekanntgeben.

Besuchen und beitreten könnt Ihr der Gruppe hier:

trail and ride – Nordheide – Seevetal – Winsen

be fresh every day

 

photo

Etwas was mir und sicher auch vielen anderen passiert und die Beziehung zum Pferd auf die Probe stellt sind Annahmen.

Was genau ist damit gemeint? Wenn etwas schief geht und wir mit dem Pferd in kleinen Schritten etwas erarbeiten was noch nicht so gut klappt dann heisst das nicht das am nächsten Tag alles gleich ist. Auch umgekehrt wenns an einem Tag gut klappt muss es nicht am nächsten Tag gleich gut beginnen. Wir sollten also jedes mal wenn wir mit unserem Pferd arbeiten neutral sein, nicht gegativ eingestellt aber auch keine übermässigen Erwartungen haben. Pferde leben im hier und jetzt. Sie nehmen gern unsere Einstellung an, gehe ich negativ an etwas heran kann das Ergebnis auch nur negativ ausfallen. Parelli nennt das „mache keine Annahmen UND lehre auch keine Annahmen.“.

Wir tun uns und unserem Pferd einen grossen Gefallen wenn wir jeden Tag frisch mit positiver Einstellung aber ohne zu grossen Erwartungen beginnen. Ich versuche mein Pferd jeden Tag dort abzuholen wo es steht und genau zu prüfen hat es mich bis hier schon verstanden oder muss ich es besser erklären.

Eisen am Pferd

photoDas Hufeisen nicht ans gesunde Pferd gehören sollte sich rumgesprochen haben. Eisen werden trotz allem zum Pimpen für menschliche Bedürfnisse (Sport – Fahrpferde etc..) eingesetzt. Mit Märchen das sich das Pferd genetisch verändert hat wird dann oft versucht alles geradezurücken. Domestizierte Pferde brauchen Eisen ohne könnten sie quasi gar nicht überleben.

Nun was passiert eigentlich mit einem beschlagenen Huf? Ist das Eisen mit den Nägeln erstmal drauf wird der Hufmechanismus eingeschränkt. Der Huf als Organ betrachtet arbeitet wie eine Pumpe, die Natur hat das so vorgesehen, es findet eine aktive Durchblutung statt und durch den Rückstoß wird nicht nur der Huf besser unterstützt sondern das ‚ganze‘ Pferd bzw. dessen Kreislauf und Herzfunktion.

Da der Hufmechanismus ’nur‘ eingeschränkt wird funktioniert es eingeschränkt auch mit Eisen und Stimmen werden laut das ist dann schon in Kauf zu nehmen. Aber ist das wirklich so? Letztens bin ich auf einen Bericht gestoßen in dem eine Thermografie abgebildet war von einem Pferd was auf nur einem Huf beschlagen wurde. Das Ergebnis ist erschütternd. Die 3 anderen Hufe UND Beine waren alle Rot – Gelb (Wärme durch aktive Durchblutung), das beschlagene Bein war bis knapp zum Rumpf hellblau – blau (Kälte – schlechte Durchblutung). Da ich keine Rechte an dem Foto besitze verweise ich hier gerne mal auf den angesprochenen Artikel.

Grund genug kritisch zu werden und Stallmärchen als solche zu behandeln und Fragen zu stellen. Wenn ihr Pferde MIT Eisen am Stall habt (wir haben keine) sollte schon an einem kühleren Tag die Handprobe genügen um einen Unterschied festzustellen. Der Huf des unbeschlagenen Pferdes sollte fühlbar wärmer sein da er einfach korrekt durchblutet ist. Momentan bei knapp 30 Grad mag es sein  das der Huf zu sehr durch die Sonne aufgehitzt ist und der Unterschied nicht klar wird.

Eisen können natürlich bei einem Pferd in besonderen Umständen (Akute Rehe mit Gefahr eines Durchbruchs des Hufbeins) schon Sinn machen. Ziel sollte aber immer die Rückführung zum gesunden Barhuf sein. Ein besonderer Umstand ist im Übrigen nicht ‚Ich will mit meinem Pferd jeden Tag 50 km Asphalt reiten‘ das ist ein menschliches Bedürfnis auf Kosten der Pferdegesundheit, die Lösung hier ist das man Kompromisse findet und auch eigene Bedürfnisse zurückstellen kann. Wir haben die Verantwortung für unsere Pferde, es sind Lebewesen und keine Sportmaschinen.

weil es das tun kann…

Dein Pferd überrent dich?

Dein Pferd läuft nach links statt nach rechts?

Dein Pferd durchsucht deine Jacke nach Futter?

Dein Pferd galoppiert obwohl du Schritt reiten möchtest?

photoDie Liste kann so mit eigenen „Fehlverhalten“ ergänzt werden. Oft sind es nur winzig kleine Dinge die man nicht bemerkt. Das Pferd hat aber nicht den Plan uns zu ‚ärgern“ oder zu überlisten. Es sieht einfach keinen Grund es gerade anders zu machen. Wir haben nur vergessen dem Pferd vorher zu erklären was wir wollen und genau dann passiert es ebend weil es das tun kann…

Es ist vergleichbar mit einem Kind was noch nicht lesen kann und auf eine Rasenfläche geht wo ein Schild betreten veboten steht. Es steckt keine böse Absicht dahinter es spielt dort weil es das tun kann…

Das sollte man sich merken und seinem Pferd einfach alles ganz genau erklären 🙂

Kursnotizen Christine Woyrsch

kursbild2Am letzten Wochenende hatten wir wieder einen Kurs mit Christine Woyrsch der wieder viel Spaß gemacht hat.

Natürlich hat er auch neue Arbeit auf den Tisch gebracht. Es hat mir wieder mal gezeigt wie wichtig Simulationen sind. Trockenübungen von Abläufen die man nicht gut beherrscht oder neu sind. Beim falling leaf war ich nicht in der Lage die Art des Umgreifens Stick – Seil so umzusetzen wie Christine es zeigte, es wurde besser nach ein paar mal üben aber schon offenbarte sich der nächste Schwachpunkt: Hände und Greifen besser, dafür wurde schlagartig der Fokus auf die Richtung schlechter. Zu viel Ding auf einmal! Mein Pferd war toll, trotz der teils undeutlichen Ansagen hat er mitgemacht und das beste was an dem Tag möglich war aus dem falling leaf rausgeholt (notiere er gibt sich rieeeeesen Mühe).

Nun denn ich hatte danach etwas Zeit OHNE Pferd das Umgreifen zu üben (Simulationen) am Dienstag konnte ichKursbild1 schlagartig viel besser das falling leaf spielen, am Ende sogar mit Galoppwechsel. Die Bewegungsabläufe sind jetzt automatisiert und ich kann mich besser auf Fokus konzentrieren. Mein Pferd dankt es mir und zeigt sich jetzt viel klarer.

Das wichtigste von diesem Lernziel war also

S i m u l a t i o n

Im zweiten Part des Kurses sind wir geritten. Schulter frei machen war ein Thema und in die Hinterhand denken und Übergänge weicher reiten. Bewusst auch in Phasen anreiten und feiner machen. Dank Christine konnten wir uns verbessern, die Übergänge wurden immer softer und nebenher wurde ich doch auch wieder ans leidige Thema Fokus gebracht. Ich lasse mich gern ablenken und nehme die Ideen von meinem Pferd häufig zum Anlass darauf einzugehen UND MEINEN Fokus zu verlieren.

Kursbild3Also auf den Zettel

M E H R   F O K U S

Vielen dank an Christine Woyrsch die uns wieder tolle Ideen und Hilfestellungen gegeben hat.

Wer selber auch Interesse hat bei Christine einen Kurs zu Buchen kann sich auf ihrer Homepage ja mal umschauen

http://www.christinewoyrsch.de/

LBI – to do or not to do

LBIHier nun die Strategien bzw. die do’s and dont’s für den LBI (Left-Brain introvert ) . Unser Simon ist ein gutes Beispiel für einen typischen LBI, er ist extrem smart, sitzt die Dinge aus und wartet das andere sich bewegen.

DO:

  • schaffe Anreize, viel Belohnung durch Streicheleinheiten und Pause. Frage vorher etwas und Belohne schnell
  • Frage weniger als er anbietet, es fördert seine Bereitschaft mehr zu geben.
  • Gib ihm Zeit zum Denken, er braucht das um besser mitzuarbeiten.
  • mache viel neues und bleib nicht zu lange an einer Übung stehen, so werden die Dinge interessanter.
  • Schicke ihn mehr als ihn heranzuholen.
  • Er mag Tricks, nutze das übe mit ihm Zirkuslektionen etc… Kopfarbeit ist sein Motto. Auch dort braucht er immer viel Belohnung.
  • viel Point to Point Spiele – Objekte wie Pylone, Reifen und Stangen.
  • Ausritte geniessen LBIs

DON’T:

  • Vermeide stumpfe Arbeit, er verwendet gern Energie in Dinge von denen er glaubt es macht spass
  • Niemals bestrafen. Bestrafung nimmt er als Herausforderung und Kampf entgegen. Er ist ein Meister im Argumentieren.
  • Vermeide zu viel Druck du wirst härter Arbeiten müssen als er.
  • Er ist sehr smart und clever, ständige Wiederholungen von Übungen mag er nicht und braucht es auch nicht. Er ist wie er ist und so sollte man ihn auch nehmen.
  • Lass ihn niemals mit angelegten Ohren zu dir kommen, warte bis er mit zu dir gerichteten Ohren um Erlaubnis fragt.
  • Glaube niemals das er Faul ist, er ist unmotiviert und benötigt nur interessante Dinge die er tun kann.
  • Arbeit darf nie nach Arbeit aussehen es sollte eher ein Spiel sein.

die Pferdeseite für Offenstaller und Natural Horsemanship