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4 Wege der Gerechtigkeit

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Pferde sind Fluchttiere so wurde es den Reitschülern wohl schon immer erklärt. Fluchtreflex, Oppositionreflex sind bekannte Variablen. Taucht ein Problem auf wird trotz allem oder gerade weil es ein Fluchttier ist mit den gleichen Methoden gearbeitet.
Bei Parelli und auch vielen anderen Horsemen ist das anders. Man analysiert zunächst die Horsenality des Pferdes und passt sein Handeln dem Pferd an um ein gerechteres Lernen für das Pferd zu erreichen.

Ein Problem 4 Pferde – 4 Wege
Beispiel:
Pferd scheut im Gelände und will nicht weiter.

LBE (left brain extrovert)
Dominant hat anderes im Sinn, ist evntl. nur gelangweilt.
Mehr abwechslung einbauen, Slalom reiten, die Füsse bewegen ein Ziel geben – Beschäftigen.

LBI (left brain introvert)
Smart – way tooooooo smart – hat meist auch anderes im Sinn nicht selten ist es Gras.
nicht emotional werden – mal warten – wenig fordern – mehr interessantes bieten. Pausen schon mal einbauen wenn Pferd nicht damit rechnet. Weniger arbeiten als das Pferd.

RBI (right brain introvert)
Angst – emotional nicht erreichbar – kurz vor dem Explodieren.
Runter vom Pferd – warten – Braucht die Zeit die es braucht. Alles mit Ruhe. Sicherheit geben.

RBE (right brain extrovert)
Panisch – Angst – crazy
Füsse bewegen – Aufgaben einbauen – ans Denken bringen. Immer Focus geben, Sicherheit geben und Ausstrahlen
Zeigen wie sehr man sich kümmert. Pferd ist Mittelpunkt.

LBI – to do or not to do

LBIHier nun die Strategien bzw. die do’s and dont’s für den LBI (Left-Brain introvert ) . Unser Simon ist ein gutes Beispiel für einen typischen LBI, er ist extrem smart, sitzt die Dinge aus und wartet das andere sich bewegen.

DO:

  • schaffe Anreize, viel Belohnung durch Streicheleinheiten und Pause. Frage vorher etwas und Belohne schnell
  • Frage weniger als er anbietet, es fördert seine Bereitschaft mehr zu geben.
  • Gib ihm Zeit zum Denken, er braucht das um besser mitzuarbeiten.
  • mache viel neues und bleib nicht zu lange an einer Übung stehen, so werden die Dinge interessanter.
  • Schicke ihn mehr als ihn heranzuholen.
  • Er mag Tricks, nutze das übe mit ihm Zirkuslektionen etc… Kopfarbeit ist sein Motto. Auch dort braucht er immer viel Belohnung.
  • viel Point to Point Spiele – Objekte wie Pylone, Reifen und Stangen.
  • Ausritte geniessen LBIs

DON’T:

  • Vermeide stumpfe Arbeit, er verwendet gern Energie in Dinge von denen er glaubt es macht spass
  • Niemals bestrafen. Bestrafung nimmt er als Herausforderung und Kampf entgegen. Er ist ein Meister im Argumentieren.
  • Vermeide zu viel Druck du wirst härter Arbeiten müssen als er.
  • Er ist sehr smart und clever, ständige Wiederholungen von Übungen mag er nicht und braucht es auch nicht. Er ist wie er ist und so sollte man ihn auch nehmen.
  • Lass ihn niemals mit angelegten Ohren zu dir kommen, warte bis er mit zu dir gerichteten Ohren um Erlaubnis fragt.
  • Glaube niemals das er Faul ist, er ist unmotiviert und benötigt nur interessante Dinge die er tun kann.
  • Arbeit darf nie nach Arbeit aussehen es sollte eher ein Spiel sein.

Horsenality Report für Murphy

Parelli bietet schon eine ganze Weile an den Horsenality Report für sein Pferd machen zu lassen.

Da ich die Horsenality meines Pferdes gut kenne war ich immer unsicher ob mir das etwas bringen kann. Letztlich war wohl die Neugier ausschlaggebend dafür den Report dann doch anzufordern und vorab es hat sich gelohnt.

Den Horsenality Report gibt es als digitale Version oder auch in der Deluxe Box gedruckt als Buch. Ich habe mich für die digitale Version entschieden da diese viel günstiger ist.

Um den Report anzufordern musste ich zunächst im Parelli Shop den Report in den Warenkorb legen und bezahlen. Kurz danach erhielt ich eine Mail mit einem weblink wo ein Fragenkatalog ausgefüllt werden musste.

Die Fragen werden in englisch gestellt, sind aber gut verständlich und man kann sich da bequem in etwa 20 Minuten durcharbeiten. Der Vorteil ist das man sich selber vielleicht noch nicht jede Frage gestellt hat und so einige Dinge in der Eigenanalyse der Horsenality einfach untergegangen sind. Bei uns war das so und ich habe doch vieles neues entdecken können. Nach dem dann alles ausgefüllt war konnte ich mir umgehend den Report von 54 Seiten als PDF herunterladen. Die Dateigrösse ist bei etwa 5 MB.

Auch für Neulinge der Horsenalitys ist eine Menge Erklärung über das Horsenality chart und die Basics drin so das jeder auch schnell einen Einstieg findet. Damit wird man schon gut eingestimmt und kann dann sein Wissen vertiefen. Unser Horsenality Chart sah dann auch deutlich komplexer aus als mein eigen erstelltes:
Grundsätzlich wird Murphy hier so wie ich ihn auch interpretiert habe als Leftbrain Extrovert erkannt und als sein Grundcharakter beschrieben. In manchen Situationen kann er aber ebend auch kurz in Stressituationen auf die RBE Seite kippen wo er viel mehr Sicherheit benötigt als der verspielte LBE.

 

 

 

 

Die Stärken werden im positve Chart aufgezeigt.

Diese sind bei ihm sehr klar er lernt schnell hat viel Charisma und er spielt gern.

Zu all dem bekommt man dann Erklärungen warum was eigentlich ist wie es ist und Strategien wie man in Zukunft noch besser mit dem Pferd arbeiten kann und ihm noch mehr helfen kann, sehr nützliche Tipps fürs Training und Tonnenweise Infos, die ich jetzt auch erstmal alle verarbeiten muss. Der Report ist komplett in englisch geschrieben und gut lesbar. Trotz allem gab es die eine oder andere Vokabel die ich nachschlagen musste. Wer häufiger englische Texte liest wird keine grösseren Probleme haben.
Mein Fazit
Ich kann den Horsenality Report jedem empfehlen man kann viel neues mitnehmen und man freut sich auch über bekannte Dinge die man selber schon vorher erkannt hat und hier nochmal bestätigt wird. Der Digital Report kostet für Clubmitglieder 55 Euro und für nicht Mitglieder 75 Euro. Als Deluxe Box Version 115 Euro für Mitglieder und 157 Euro für Nichtmitglieder, was mir eindeutig zu teuer wäre aber das kann ja jeder für sich selber entscheiden.

Horsenality – LBI

Vor längerer Zeit habe ich hier schon mal die Horsenality LBE (Leftbrain extrovert) an Hand meines Pferdes Murphy vorgestellt ( Artikel ).

Heute möchte ich euch den Charakter LBI (left brain introvert) vorstellen anhand unseres neuen Tinker Simon dem Pferd meiner Frau Anja. Simon ist jetzt 4,5 Jahre jung und Wallach.

Vorab sein momentanes Chart (klicken zum Vergrössern):

Simon ist relativ typisch für einen LBI. Er wendet ungern unnötige Energie auf, ist sehr futterorientiert, sehr pushy und sehr nah am Menschen dran. Menschen werden sofort nach Futter durchsucht.

Schaut man auf seine Hinterhand, weicht diese schnell. Im Gegenzug wird bei ihm alles auf der Vorhand schwer. Weichen der Vorhand ist nicht sein Plan auch Rückwärts weichen nicht.

 

Anfangs war seine Idee grundsätzlich über die Schulter in den Wirkungskreis seines Menschen einzudringen. Mit vielen Vorhandübungen ist das mitlerweile besser geworden, benötigt aber noch Arbeit und Zeit.

Motivieren kann man ihn und allgemein diese Pferde über Leckerlies und Komfort. LBI’s fragen immer was ist drin für mich. Je weniger man fragt je mehr bietet er an. Hat man das verstanden kommt man auch gut voran.

Im Gelände ist Simon entsprechend seiner Horsenality unerschrocken, mutig und sogar mit go ausgestattet. Das macht diese Pferde zu den perfekten Freizeitpartnern, sie gehen allgemein gern raus und das kann man ihnen wirklich ansehen. Aber auch im Gelände gilt ‚whats in for me‘.  Nicht selten endet es dann in Grasdiskussionen. Einigt man sich darauf das man Pausen macht in denen auch gegrast wird ist seine Willigkeit beim Reiten grösser.

Simon steht noch am Anfang in der Ausbildung und arbeitet jetzt im Level1 nach PNH. Seine Entwicklung werde ich hier weiterhin bloggen und hoffe auf spannende Zeiten.

welcome Simon

Am Samstag 1. September ist bei uns ein toller Tinkerwallach namens Simon eingezogen.

Er ist 4 Jahre und soll jetzt natürlich viel kennenlernen. Über seinen Verlauf und den Weg zum PNH Pferd werde ich hier in regelmässigen Abständen berichten.

Zunächst hatte er einen schweren Einstieg und einige Kämpfe mit unserem Herdenboss Gamour. Montag morgen schien es dann aber geregelt, mit Murphy hat er einen Freund gefunden und Gamour akzeptiert ihn.

Unserer Einschätzung nach ist Simon ein LBE (left brain extrovert) der extrem interessiert an seinen Menschen ist. Beim spazieren gehen ist er mutig, nicht schreckhaft und wirkt wie ein alter Hase. An Zügen vorbei, Autos, Trecker aufschreckenden Vögeln etc.. ging er gelassen weiter. Er hat LBE typisch viel go und einen herlichen Schritt. Vom Rang her kann man jetzt noch nicht viel sagen. Kämpfen geht er lieber aus dem Weg und hält sich ruhig.

Das friendly game mit dem Stick und auch einem Ball geniesst er sicher und auch interessiert man sieht aber jetzt schon das er mehr will. Aber eins nach dem anderen er hat ja jetzt viel Zeit.

we are Parelli and why

Unter dem Titel we are Parelli forderte Pat Parelli die Students auf Videos zu machen warum sie denn PNH machen, wie sie leben und was sie mit den Pferden erreicht haben.

Auch für mich wird es an der Zeit einen kleinen Rückblick zu erstellen. Warum mache ich Parelli Natural Horsemanship und hat es uns überhaupt etwas gebracht. Leben wir jetzt besser? Ist etwas passiert?

Etwa Ende 2010 sind wir zu Parelli gekommen, anfangs war ich durchaus skeptisch. Horsemanship ist schliesslich keine Erfindung von Pat Parelli nur weil er ein grossartiger Horseman ist. Es gibt viele andere wie Bill Dorrance oder Buck Brannaman, nicht zu vergessen Mark Rashid und seine tollen Geschichten. Nun hab ich immer Leute mit Sticks gesehen die wie blöd um das Pferd herumlaufen und es abstreichen und… Kurz irgendwie war mir das suspekt. Auch vor Parelli war ich nett zu meinem Pferd und bemüht immer das richtige im Sinne des Pferdes zu tun. Angefangen mit einer natürlichen Offenstallhaltung über Annäherung und Rückzug im Training etc.. Also schon eine menge NHS ganz unbewusst.

Warum also jetzt mit PNH anfangen. Heute weiss ich es und kann davon berichten. Es hat mir einen roten Faden an die Hand gegeben. Ich fühle mich im PNH System sicher und kann einer klaren Linie folgen. Dinge die am Anfang unklar waren wurden langsam erklärt und immer so das es zum richtigen Zeitpunkt ein KLICK gab ein Staunen gab. Man merkte wie man Wände einriss die nie richtig abgearbeitet schienen. Mit Level 1 kam mehr Sicherheit, mit Level 2 kam mehr spass in unser Training und jetzt im Level 3 beginnt echte Harmony. Der Satz von Pat Parelli „wenn du das Seil vom Pferd trennst bleibt nur eins : Die Wahrheit“ bekommt jetzt eine Bedeutung und wir arbeiten jetzt an liberty (Freiheit). Der beginn von Liberty im L3 ist wie ein Durchbruch zu beschreiben etwas was schwer in Worte zu fassen ist, wir können plötzlich auf einer ganz anderen Basis arbeiten. Eine gemeinsame Sprache ist entstanden.

Das System ist einfach gut durchdacht, gerade für Leute wie mich die viel Ruhe brauchen und gern allein mit Zeit arbeiten. Ich kann mir abends die Clubvideos anschauen oder die Level DVD s und am Tag darauf im Training nacharbeiten. Für andere die unterstützung durch Trainer benötigen gibt es mitlerweile ein immer grösseres Netz an PNH Instrukteure um Kurse zu machen.

Zusätzlich gibt es das Parelli Connect online Netzwerk in dem man Gleichgesinnte findet oder auch im Club Forum. Hier kann man sich austauschen, Fragen stellen und natürlich auch beantworten um anderen zu helfen.

Etwas was mir vor Parelli nicht bewusst war, waren auch die horsenalitys über die ich hier schon vor einiger Zeit berichtet habe. Ich kenne mein Pferd heute dadurch einfach besser. Ich weiss warum er in bestimmten Situation so aufgeregt fragend und oft auch provozierend ist UND ich weiss wie ich damit umgehen kann. Wir haben auf die Fragen unserer   Pferde jetzt die passenden Antworten gefunden und haben gelernt das Pferde zwar alle Fluchttiere sind aber durchaus ganz unterschiedlich reagieren können und das hat ebend Gründe. Die Erklärungen von Parelli zu dem Thema sind verständlich und niemand vorher konnte mir das so Bildhaft klarmachen.

Darum nochmal ein Danke an Pat und Linda Parelli für dieses geniale System :

WE ARE PARELLI AND WE KNOW WHY

Motivieren mit ‚yesssss‘

Inspieriert von einem Artikel aus einer savvy times Ausgabe aus dem letzten Jahr nehm ich mir nochmal das Thema  Motivation fürs Pferd vor.

Im Artikel steht eine wichtige Frage von Pat im Raum: ‚are you the Minister of no or the Ambassador of yes?‘

Menschen neigen oft vorschnell dazu ‚Nein‘ zu sagen und bemerken nicht das ein NEIN per Definition die Umgebung Negativ macht. Stell ich eine Frage erhoffe ich mir eine positive Antwort, Pferde sind da nicht anders. Ein Nein demotiviert das Pferd genau so wie uns Menschen.

Meist bemerken wir nichtmal das wir wieder mal nein gesagt haben. Pferd möchte Grasen und schon wird der Kopf nach oben geholt. Der Hengst möchte wärend des Trainings einen Blick zu seinen Stuten werfen die nebenan fein am Grasen sind und der übermotivierte Reiter bringt den Kopf in eine gerade Position. Wie schön wär es also wenn der Zügel schnell nachgibt, damit Pferd kurz schauen kann die Richtung und geschwindigkeit aber trotz allem gehalten wird. Das sollte immer das Ziel sein, Abmachungen zu treffen öfter Ja zu sagen und im Gegenzug ein motiviertes Pferd unter sich zu haben.

Was stellt ein Nein mit unseren Pferden an? Right brain Intro Pferde wie unser Gamour verlieren an Selbstsicherheit und nicht selten würde ein solches Pferd dann auch mal explodieren. Left brain Extro wie mein Murphy wird anfangen zu Diskutieren und wir liefern einem solchen Pferd die Dominanzfrage frei Haus, da sie gern Diskutieren und im schlimmsten Fall auch mit Dominanzspielen drum kämpfen. Left brain intros reagieren auf ein Nein ganz einfach mit sturem Verhalten in dem Sie einfach immer wieder ansetzen möglichst ohne Kraft aufzuwenden bis der Reiter dann schweissgebadet aufgibt.

Merke und notiere also, nimm dein Pferd ernst überlege vor einem Nein zunächst ob es eine bessere Lösung für das Problem gibt. Motiviere und werde der Ambassador of yes!